Publikation mit
freundlicher Genehmigung
der Lokalredaktion Radeberg


Sächsische Zeitung
Samstag, 22. Januar 2005


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Auf solch schmalen Kufen flitzt Cynthia Hoffmann aus Ullersdorf übers Dresdner Eis. Und das sehr erfolgreich, sogar Startrainerin Jutta Müller aus Chemnitz wurde schon auf die 9-Jährige aufmerksam.Foto: Michael Trapp 


Ullersdorf hat eine Eisprinzessin
Von Jens Fritzsche

Eiskunstlauf. Cynthia Hoffmann aus Ullersdorf ist eines von Sachsens großen Eislauf-Talenten.

Die Oma ist Schuld. Sie fragte nämlich beim Dresdner Eislauf-Club nach, ob für ihre Enkelin Cynthia Hoffmann aus Ullersdorf noch ein Platz in der Eiskunstlauf-Trainingsgruppe frei sei. Er war frei; und Cynthia Hoffman war damals dreieinhalb Jahre alt. Mittlerweile dürften die Dresdner richtig froh darüber sein, dass Cynthias Oma da vor gut sechs Jahren angefragt hatte. Denn mittlerweile zählt die 9-jährige Cynthia Hoffmann zu den erfolgreichsten Nachwuchs-Läuferinnen des Vereins. Sie gewann in den vergangenen beiden Jahren zwei Mal den Zwingerpokal, holte sich den Thuringia-Pokal, gewann die Sachsenmeisterschaft und war auch bei internationalen Vergleichen mit vorderen Plätzen erfolgreich in ihrer Altersklasse.

Vorbild Katarina Witt

Natürlich hat die Ullersdorferin ein Vorbild: Katarina Witt, Eislauf-Weltstar aus Chemnitz. "Nein, persönlich getroffen habe ich sie zwar noch nicht, aber ich habe ein Autogramm von ihr", erzählt Cynthia stolz. Eine Freundin hat es ihr mitgebracht, die eine der Eis-Shows von Katarina Witt besuchte. "Einmal so erfolgreich zu sein, das wäre schon wirklich ein Traum", sagt die Ullersdorferin. Ein Traum, für den sie hart trainiert. Sechs Tage pro Woche steht sie auf dem Eis in der zugigen Dresdner Eishalle im Ostragehege. Montags bis sonnabends. 5.30 Uhr klingelt für die 9-Jährige der Wecker, ihre Eltern bringen sie dann mit dem Auto zur Sport-Grundschule am Dynamo-Stadion. Vier bis sechs Stunden Unterricht, dann geht's per Taxi zum vierstündigen Training in die Eishalle. "Das Taxi ist billiger, als eine Monatskarte für die Straßenbahn", erklärt Mutter Nicole Hoffmann. Denn im Prinzip braucht das Mädchen nur eine Straßenbahnfahrt pro Tag, "da ist es preiswerter, wenn sie sich mit drei anderen Mitschülern ins Taxi zur Eishalle teilt." Und aufs Geld müssen die Hoffmanns schon achten, "denn Eiskunstlauf ist eine wirklich kostenintensive Angelegenheit", weiß die Mutter aus Erfahrung. Um die viertausend Euro kostet das Ganze pro Saison. Die Fahrten und Hotelkosten für die Wettkämpfe, das Kleid für die Kür, die Schlittschuhe, die Startgebühren für die internationalen Wettkämpfe, Verpflegung. da kommt schon einiges zusammen. "Wenn Cynthia keinen Erfolg hätte, könnten wir das gar nicht machen", sagt Nicole Hoffmann. Und sie weiß auch, "dass, wenn mein Mann oder ich arbeitslos würden, es ganz schwer wäre, das alles weiter zu führen." Viele Talente scheitern heute am fehlenden Geld der Eltern, weiß Nicole Hoffmann. Und sie stellt auch klar, "dass Cynthia freiwillig all die Belastungen auf sich nimmt", weil es da ja immer mal Vorurteile gibt, von wegen die Eltern würden ihre Kinder dazu zwingen. "Ich kenne im Eislaufclub niemanden, bei dem das so ist, dafür sind wohl auch die Kosten viel zu hoch", unterstreicht die Mutter.

Jutta Müller ist interessiert

Dass Cynthia so erfolgreich ist, macht die Familie natürlich stolz. Vor allem, dass die wohl bekannteste deutsche Eiskunstlauf-Trainerin Jutta Müller aus Chemnitz ein Auge auf das Talent aus Ullersdorf geworfen hat. Jutta Müller, die ja auch Katarina Witt zur erfolgreichen Eisprinzessin machte. "Jutta Müller hat uns gesagt, sie würde Cynthia sofort trainieren." Aber Cynthia ins Internat nach Chemnitz schicken, nein, das wollen die Hoffmanns dann doch nicht.

Dabei war Cynthia anfangs gar nicht so begeistert vom Training, erinnert sie sich. Denn da hieß es erstmal, Athletik zu trainieren. "Das hat sie wirklich gehasst", kann sich auch Mutter Nicole Hoffmann noch genau an diese Zeit erinnern. Aber dann, dann ging's endlich aufs Eis - und seitdem ist das ihr Leben. Und wer weiß, vielleicht kommt die neue Katarina Witt ja tatsächlich in einigen Jahren aus Ullersdorf.


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