Publikation mit
freundlicher Genehmigung
der Lokalredaktion Radeberg
Sächsische Zeitung
Donnerstag, 28. September 2006
In der Grundschule Ullersdorf ist derzeit eine historische Ausstellung zum
Thema Schule zu sehen: Klemens, Anna, Sarina, Julia, Lisa, Jan, Konstantin und
Jannis (v.l.) sind begeistert.Foto: Michael Trapp
Tinte aus Holunder-Beeren Von Jens Fritzsche
Jubiläum. Am Sonnabend geht die Festwoche aus Anlass des 110. Jubiläums der Grundschule
Ullersdorf zu Ende.
Der
Rohrstock blieb natürlich draußen vor der Tür. Doch sonst war gestern
Vormittag in der Ullersdorfer Grundschule vieles so, wie in einer
Schule vor gut hundert Jahren. Und Gabor aus der 1. Klasse staunte zum
Beispiel nicht schlecht darüber, dass er mit einer in Tinte getauchten
Gänsefeder tatsächlich schreiben konnte. Die Tinte hatten die Kinder
dabei übrigens zuvor gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Bettina
Schulze selbst hergestellt: aus Holunderbeeren, die durch ein Sieb
gepresst wurden.
Der Zeitsprung in der Ullersdorfer Grundschule ist Teil der Festwoche
aus Anlass des 110. Geburtstages der Schule. Und die Vorbereitungen für
dieses Jubiläum hatte die Schüler dabei sogar während der Sommerferien
beschäftigt, wie Schulleiterin Verena Schmidt erklärt. Denn die Kinder
hatten kleine Forschungsaufträge mit in die Schulpause genommen. Sie
sollten herausfinden, wie es sich in Ullersdorf vor gut einhundert
Jahren lebte. Und auch, was ihre Großeltern in der Schule erlebten, wie
sich die Leute damals kleideten, was sie kochten… „Und daraus ist jetzt
sogar eine kleine, aber sehr interessante Ausstellung geworden“, freut
sich die Schulleiterin. Denn alte Schiefertafeln, Ranzen, alte
Schulbücher, historische Rechenmaschinen, alles das ist jetzt im
Eingangsbereich der Schule ausgestellt – und wird auch am Sonnabend zu
besichtigen sein, wenn die Schule zum großen Schulfest einlädt.
Erinnerungen werden wach
Dann wird zunächst ab 14.30 Uhr im Saal des benachbarten Gasthofs die
offizielle Festveranstaltung stattfinden, „zu der wir alle ehemaligen
Schüler, Lehrer und überhaupt alle Ullersdorfer einladen“, sagt Verena
Schmidt. Im Anschluss wird dann rund um die Schule gefeiert. Und sicher
wird dann auch die eine oder andere Geschichte erzählt, die mit dem
Satz beginnt: „…weißt du noch?“
Die Ullersdorfer Schulkinder werden dann mitreden können. Denn gestern
lernten sie zum Beispiel gemeinsam mit ihrer Musiklehrerin Renate
Pritzkow alte Tanzspiele kennen, mit denen sich die Schulkinder einst
die Pausen vertrieben. Mit Lehrerin Christine Kunath kochten sie
Pflaumenknödel, nicht aus der Tüte, sondern handgemacht – alte Sagen
und Märchen erzählte Deutschlehrerin Cornelia Petzold, und von
Werken-Lehrerin Roswitha Sitte erfuhren die Schüler, wie sich die nicht
gerade gutbetuchten Ullersdorfer Kinder einst zu helfen wussten, wenn
sie fürs Weihnachtsfest oder für Geburtstage kleine Geschenke basteln
wollten. „Die Kinder damals hatten ja nur sehr wenig Geld, also nahmen
sie zum Beispiel eine halbe Wallnuss-Schale, ein bisschen Watte und
Stoffreste und bastelten daraus ein Nadelkissen“, erklärt die Lehrerin,
und die Kinder konnten dann gestern auch gleich selbst ein solches
Nadelkissen fertigen. „Wie einfach man anderen eine Freude bereiten
kann“, wunderte sich dann der eine oder andere…